Fragen über Fragen
Was würde es für die Wissenschaft bedeuten,
wenn es funktionierende Quantencomputer gäbe?
Für Quantencomputer wird eine Vielzahl von potenziellen Anwendungsmöglichkeiten vorhergesagt, einige davon liegen in der Lösung von Optimierungsproblemen, etwa in der Logistik. Diese könnte man zu wirtschaftswissenschaftlichen Fragestellungen zählen. In der Naturwissenschaft steht allen voran die Simulation von Quantensystemen: ein Problem, das bisher sehr aufwendige Numerik verlangt und im Allgemeinen nicht vollständig verstanden ist. Anwendungen hiervon sind vielseitig und reichen von fundamentalen Fragestellungen der Physik über Simulationen von neuen Materialien bis hin zur Vorhersage von chemischen Reaktionen und Molekülkonfigurationen, welche in der Pharmazie besonders relevant sind. Etwas weitreichender, aber durchaus mit großer Wirkung für die Wissenschaft: Ein Quantencomputer bietet eine unmittelbare Schnittstelle, um Quanteninformation zu verarbeiten. Ein besseres Verständnis von Quanteninformation ist in vielen Feldern der Physik von Interesse, wie zum Beispiel bei Information Loss, Quantengravitation und Thermodynamik.
beantwortet von Refik Mansuroglu
Refik Mansuroglu studierte Physik an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg und ist dort Doktorand zur Theorie von Quantentechnologien.
Heidi Seibold ist Trainerin und Beraterin für gute Wissenschaft und Open Science. Nach ihrer Promotion in Machine Learning für personalisierte Medizin hatte sie verschiedene Stellen an Forschungseinrichtungen und forschte zu KI, Medizin und Open Science. Dafür wurde sie 2021 als KI-Newcomerin des Jahres ausgezeichnet.
In welchen Bereichen menschlichen Handelns, Fühlens und Denkens können wir uns auch bei immer besser werdender KI noch behaupten?
Der Computer ist nur in sehr beschränkten Bereichen wirklich gut. In Mathe zum Beispiel sind Computer viel besser als Menschen. Andere Dinge können wir Menschen besser. Wir sind gut darin, komplexe Situationen einzuschätzen. Zum Beispiel können wir schnell erkennen, welche Menschen in einer Gruppe sich gerade streiten. Computer werden wahrscheinlich nie echte Gefühle wie Freude, Trauer oder Liebe spüren. Sie könnten diese nur spielen oder nachahmen.
beantwortet von Dr. Heidi Seibold
Wieso sind Ziffernblocks (Tastaturen auf Telefonen, Taschenrechner etc.) im alltäglichen Leben nicht einheitlich genormt? Wäre Einheitlichkeit – gerade für sehbehinderte Menschen – nicht praktikabler?
Das ist ein wunderbares Beispiel dafür, dass Entwicklungen sich manchmal völlig unabhängig voneinander ergeben und man erst später merkt, dass es Gemeinsamkeiten gibt, die man hätte vereinheitlichen sollen. Dann ist es meistens schon zu spät. Im Fall der Ziffernblöcke war es so, dass die Entwickler*innen der ersten Computer sich am Layout der Rechenmaschinen orientierten und dieses einfach übernahmen – das hatte den Vorteil, dass Leute, die von Rechenmaschinen zu Computern wechselten, sich nicht umgewöhnen mussten. Zur Zeit der ersten Computer gab es noch Telefone mit Wählscheibe. Als diese einige Jahre später zu Telefonen mit einem Tastenblock weiterentwickelt wurden, orientierte man sich an der Reihenfolge der Zahlen auf der Wählscheibe. Keiner dachte oder störte sich daran, dass sich dadurch zwei unterschiedliche Anordnungen etablierten. Warum das nicht vereinheitlicht wurde? Weil sich die verschiedenen Bereiche (noch) nicht auf einen gemeinsamen Standard einigen konnten, obwohl dies für Nutzer*innen durchaus sinnvoll wäre.
beantwortet von
Katharina Weitz
Katharina Weitz arbeitete als Erzieherin, studierte an der Universität Bamberg Informatik und Psychologie und ist Doktorandin am Lehrstuhl für Menschzentrierte Künstliche Intelligenz der Universität Augsburg. Sie ist Junior-Fellow und Vorstandsmitglied der GI. Sie hat für diese Ausgabe auch einen Fachartikel über Menschzentrierte KI geschrieben.
Pepe Bellin studierte Wirtschaftsinformatik bei der Deutschen Telekom und an der Freien Universität Berlin. Aktuell ist er Doktorand an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg.
Warum gibt es kein öffentlich-rechtliches Facebook oder Instagram mit gesichertem Datenschutz?
Die ersten Jahrzehnte des Internets waren hauptsächlich durch einen sogenannten Digitaloptimismus geprägt. Man hat liberal-optimistisch argumentiert, dass das Internet ein freier Raum sei und Individuen kreativ-unternehmerisch ihre eigenen Lösungen entwickeln würden. So entstanden digitale Anwendungen – ohne gesetzliche Vorgaben durch politische Entscheidungsträger*innen. Über die 2000er- und 2010er-Jahre ist das Internet gewachsen und so sind Plattformen (vor allem US-amerikanische) inzwischen ein wichtiger Bestandteil unseres Lebens. Dabei ist der digitale Horizont nur durch wenige Anbieter wie Meta gezeichnet, da Social-Media-Plattformen sogenannte Winner-takes-it-all-Effekte aufweisen, die es für konkurrierende Anbieter kaum möglich machen, sich auf dem Markt zu behaupten. Im Vergleich dazu hat sich politisch wenig getan. Die Europäische Union hat erst in den letzten Jahren verstanden, dass eine Regulierung des Internets notwendig ist (zum Beispiel durch die Datenschutz-Grundverordnung kurz DSGVO). Da jedoch der Aufbau eigener Plattformen auf EU-Ebene bislang in den Kinderschuhen steckt (siehe EU Voice und EU Video), ist davon auszugehen, dass wir auch in naher Zukunft kein Facebook oder Instagram mit europäischen Werten sehen werden.
beantwortet von
Pepe Bellin
WTF!?
Was ist eigentlich ein Bit? Wie funktioniert ein Algorithmus? Kann ein Roboter bald meine Hausaufgaben machen? Das Projekt „what the FAQ, Informatik?“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, die Fragen junger Menschen an die Informatik zu sammeln und diese gemeinsam mit Expert*innen zu beantworten. Die Antworten wurden auf der Projektwebsite sowie auf TikTok, Twitter und Instagram veröffentlicht. Außerdem produzierte das Projektteam einen Podcast, der die spannendsten Themen noch einmal aufgreift und ausführlich behandelt. Das Projekt war Teil des Wissenschaftsjahrs 2022 unter dem Motto „Nachgefragt!“ und wurde in Kooperation mit dem Fraunhofer-Institut für System- und Innovationsforschung ISI durchgeführt.